Zum 100-jährigen Jubiläum des Rostocker Flussbades laden wir Euch am kommenden Sonntag (22.05.2022) von 11 bis 19 Uhr ein. Der Eintritt ist an
diesem Tag für alle frei.
Im Flussbad erwartet Euch am Sonntag eine Ausstellung über die Jahre 2003 (Bürgerschaftsbeschluss über die Schließung des Freibades) bis heute. Wir vom WSW Rostock haben 2003 die öffentliche
Ausschreibung für das Flussbad gewonnen und betreiben die traditionsreiche Badeanstalt seit 2005.
Für alle, die nicht bis Sonntag warten möchten, sondern jetzt schon Lust auf einen kleinen Ausflug in die Geschichte der Rostocker Flussbades haben, gibt es hier einen kurzen Überblick über die
Geschichte des Flussbades am Mühlendamm:
Am 13.04.1921 wurde der Bau einer Badeanstalt am Mühlendamm für 220.000 Mark, vorerst ohne Luft- und Sonnenbad, beschlossen. Einige Jahre zuvor war die Badeanstalt beim Faulen Tor durch eine Sturmflut zerstört worden. Der Platz für das erst 1925 gebaute Luft- und Sonnenbad am Mühlendamm war 1921 noch an eine Straßen- und Tiefbaufirma verpachtet und wurde als Lagerplatz genutzt.
Am 26.05.1922 wurde die städtische Badeanstalt am Mühlendamm eröffnet. Sie war teilweise überdacht und verfügte über Einzelzellen. Dabei war der Badebereich streng getrennt in separate Areale für Männer und Frauen. Das Frauenbad war 30 m breit, das Männerbad 45 m. Die Wassertiefe von 1,7 bis 3 m wurde durch Sandaufschüttungen erreicht. Dafür wurde aus Warnemünde mit einem umgebauten Fischkutter Sand angefahren. Zu diesem Zeitpunkt existierte auch die Badeanstalt am Kabutzenhof noch.
Im Jahr 1923 wurde die Badeanstalt auf Wunsch der Rostocker Schwimmvereine (Schwimm-Club Rostock und Männerturn- und Sportverein von 1860, kurz MTSV) mit einer 100-m-Schwimmbahn ausgebaut. Im gleichen Jahr kam auch ein Sprungturm mit 1-m-, 3-m- und 6-m-Sprungbrettern dazu.
1924 wurde das Bad auf 130m erweitert. Das Frauenbad war jetzt 56 m breit, das Männerbad 74 m. Das Nichtschwimmerbecken war 50 x 12 m groß. Als 1925 das Luft- und Sonnenbad fertig war, wurde der
Eingang zur Straßenseite verlegt, wo er heute noch ist. Die gegenüberliegende Insel – ca. 10.000 m² – kam 1927 als Familienbad dazu. Ein Nichtschwimmerbecken mit Betonboden wurde am Inselufer neu
errichtet. Es hatte die Maße 60 x 20 m. Zwei Stege verbanden die beiden Teile des Flussbades miteinander, wobei heute nur noch der nördliche Steg erhalten ist. Nur ein Jahr später kamen die
dringend benötigten, massiv gebauten WC- und Duschhäuser hinzu. Im Bereich des damaligen Frauenbades existiert das entsprechende Haus auch heute noch an der Mauer im nordöstlichen Teil des
Flussbades. Die Uferbefestigung mit Holz wurde 1934 durch eine Betonkaimauer abgelöst. Diese wurde im Jahr 2006 abgerissen.
Während der Olympischen Spiele 1936 in Berlin wurden im Flussbad besondere Sportveranstaltungen durchgeführt – so zum Beispiel Springervorführungen und 3000-m-Wettschwimmen. Im zweiten Weltkrieg wurde das Beton-Nichtschwimmerbecken auf der Insel durch Bomben zerstört. Es kam 1942 zur Sperrung der kompletten Insel.
Nach dem Bau der Neptunschwimmhalle in der Kopernikus Straße Mitte der fünfziger Jahre verlor das Flussbad enorm an Bedeutung. Erst 1964 wurde das Flussbad in kleinem Rahmen wieder aufgebaut. Es erhielt drei neue Blöcke Umkleidegebäude mit insgesamt 200 Kabinen. Diese Kabinen wurden im Jahr 2004 abgerissen. Die Insel wurde nicht wieder dem Flussbad zugeordnet. Seit 1968 wird die Insel anderweitig genutzt – heute ist der Freizeit- und Angelverein Rostock Mieter der Insel. Im Jahr 1968 wurde das Schwimmmeisterhäuschen mitten im Flussbad fertiggestellt. Dieses Haus dient heute als Herberge für den Betreiberverein WSW Rostock.
Ein kleiner Hoffnungsschimmer kam 1978 für das Flussbad auf. In einem neuen Gestaltungskonzept waren ein Ausbau und eine Erweiterung des Bades geplant. Nicht nur die Insel sollte wieder Teil des Flussbades werden, sondern zusätzlich neue Flächen am Westufer der Warnow, auch in südlicher Richtung, mit einbezogen werden. Es waren Bootsverleih, Gaststätte, Spielplätze, Sportwiese, Rutsche, Sauna, Sprungturm, Inselkiosk, Kleinsportfläche auf der Insel, diverse Brücken und ein neuer Eingang beim heutigen Wehr vorgesehen. Leider konnte dieses Projekt wegen Geldmangels nicht verwirklicht werden.
1985 entstand eine neue, 250 m lange Begrenzungsmauer aus Waschbetonsteinen. Diese Mauer bildet bis heute die landseitige Begrenzung des Flussbades. Zwei Jahre später wurde ein neues Nichtschwimmerbecken ausgehoben. Auf 45 m Länge wurde die alte Kaimauer durch eine neue Stahlspundwand ersetzt. Der Beckenrand bestand nun aus einer Holzverkleidung. Um eine Wassertiefe von 80 cm zu erreichen, waren eine Unterwassereinfassung aus Holz und Stahl sowie eine Kiessandschüttung notwendig. Wasserseitig begrenzt wurde das Nichtschwimmerbecken nun durch einen neuen, schmalen Steg, der aber nur von der Aufsicht benutzt werden durfte.
1993 übernahm das Sportamt der Hansestadt Rostock die Bewirtschaftung des Flussbades. Der damals amtierende Chef des Rostocker Sportamtes (Peithmann) ließ das Flussbad im Mai 1993 vorgeblich aus
hygienischen Gründen sperren. Sein Plan, auf dem Flussbadgelände nun ein Caravan-Stellplatz einzurichten, scheiterte jedoch. Nach diesem Abenteuer wurde das Flussbad wieder geöffnet.
Inzwischen ist das Flussbad längst wieder eine überaus beliebte Naherholungsoase für Rostocker wie für Touristen. Mitten im Grünen und doch dicht an der Stadt können unsere Besucher im Flussbad
schwimmen, sonnenbaden, entspannen – und einfach abtauchen vom Alltag.
Also, kommt am Sonntag vorbei und feiert mit uns 100 Jahre Flussbad Rostock. Wir freuen uns auf Euch!
Wir freuen uns, zur 100-jährigen Geschichte des Rostocker Flussbades unser eigenes Kapitel hinzufügen zu können.